Dienstag, 27. März 2018

Der Präsident Trump präsentiert / Date an Artist.



Einladung © Kai von Kröcher, 2018

Einladung © Carsten Klindt, 2018







































Wenningstedt hing am ganzen Leibe zitternd über einer Kloschüssel, seine Gesichtsfarbe changierte ins Grünliche. Niemand vermisste ihn. Gepresst stöhnte der junge Wilde heilige Schwüre in die gurgelnde Spülung, den Preis des Ruhms. +++ Das Ende einer gelungenen Ausstellungseröffnung, wie Ulrich Peltzer es sah. +++ Sie sah? +++ Doch vorher wollt' ich noch sagen: Filmkritiker hin oder her – nie zuvor habe ich etwas so Schönes gehört, wie den holländischen Akzent im Deutsch der jungen Schauspielerin Hannah Hoekstra in Arthur & Claire, dann wäre das jetzt auch mal geclairet! +++ Spitzenwitz. +++ Hier nun also die Einladung: Kommen Sie alle – außer Doofe!!! +++ (Except Idiots!!!) 

Textauszug aus: Die Sünden der Faulheit (Roman) © Ulrich Peltzer/Amman Verlag Zürich, 1987
Arthur & Claire (mit Josef Hader, Hannah Hoekstra) © D/A/NL 2017

Montag, 26. März 2018

Cruella de Vil / Hundesalon Exquisit.



Letzte Tage des Schnees © Kai von Kröcher, 2018





















Sie ist aus Holland und nicht aus Deutschland / und sie spricht Holländisch und nicht Deutsch / und ihre Bilder malt sie selbst und kauft sie nicht im Laden. +++ Die Holsteinerin des Herzens meint ja, Schiffszwieback auf Holländisch hieße Scheepsbeschuit, aber ich traue ihr nicht – sie verwechselt das sicher mit Dänisch? +++ Fünf D-Mark ins Klischeeschwein. +++ Ich bin ja nicht so der große Fan, dass jeder unbedingt überall seinen Senf dazugeben muss. Aber zu dem Bild heute hätte ich nun doch eine Frage an die Schwarmbestie Intelligenz: Wie "man" das Bild heute findet. +++ Mehr Demokratie wagen! +++ Ich habe die ganze Zeit überlegt, woran es mich untergründig erinnert. Auf dem Saatwinkler Damm heute Morgen (= today, tomorrow) kam ich wie aus dem Nichts plötzlich darauf: Das Bild oben erinnert mich an 101 Dalmatiner – das war übrigens, wenn ich nicht irre, der erste Film, den ich in meinem Leben im Kino sah. +++ Dachte ich jedenfalls gerade bis eben, aber es war dann wohl doch eher Aristocats, ich erinnere mich. Das käme zeitlich auch eher hin, denn der dürfte so ungefähr 1971 in deutsche Kinos gekommen sein – da war ich seit kurzem Schulkind. +++ Wie wird das Bild oben im Kontext zum Gesamtwerk rezeptiert? +++ Cruella de Vil übrigens ist die Böse im Film – sie will die Dalmatiner zu Pelzmänteln verarbeiten lassen. +++ Apropos: Der legendäre Hundesalon Exquisit, das habe ich heute Morgen am Maybachufer überrascht feststellen müssen. Der Hundesalon Exquisit verkauft seine Hunde. Die Dekoration aus dem Schaufenster. Jahrhundertelang hing dort immer der Hinweis: "Schaufensterdekoration nicht verkäuflich!" Und nun also doch! Ist jetzt nur noch der Boxer da, den gibt es für fünfzig Euro – was ist da nur los?! +++ Das Schaufenster oben im Foto fand sich in der Suarezstraße – es gibt dort die geschätzt höchste Antiquitätenladendichte der Bundesrepublik Deutschland, die Feuerwache spiegelt sich in der Scheibe. +++ Der Mini stand neulich am Planufer.

Überschrift inspired by: 101 Dalmatiner – One Hundred and One Dalmatians (Zeichentrickfilm) © Walt Disney (Produzent), USA 1961
Überschrift also inspired by: Hundesalon Exquisit | Maybachufer 3 | Berlin-Neukölln
Bildunterschrift inspired by: Tage des letzten Schnees (Roman – Hörbuch gelesen von Matthias Brandt) © Jan Costin Wagner, 2014
Lyrics: Sie ist aus Holland © Max Müller, 1989
"Wir wollen mehr Demokratie wagen!" – Willy Brandt, Regierungserklärung am 28.10.1969
Aristocats – The Aristcats (Zeichentrickfilm unter Mitwirkung von Walt Disney) © USA 1970

Sonntag, 25. März 2018

Delicious Doughnuts / Honeckers letzter Hirsch.



Wie ein Spatz am Alexanderplatz © Kai von Kröcher, 2018


























When or where did we go cold. +++ Gute Frage. +++ Wenn man zum Beispiel nicht gleich drauf kommt, wie der Boogaloo Shop damals hieß – meinen Sie, da kommt mal einer und sagt, das war doch das und das? Einzig der Husumer Cineast drüben vom Kurfürstendamm, der war bereit, mir aus der peinlichen Klemme zu helfen: Natürlich war es das Delicious Doughnuts, das hatte mir partout nicht einfallen wollen. +++ Delicious Doughnuts, das waren noch Zeiten! +++ Obwohl, eigentlich mochte ich den Laden gar nicht besonders... +++ Aber egal. +++ Jedenfalls, beim Haus der Statistik damals, das hatte mich immer gewundert. Das war ja immerhin Teil des riesigen Plattenbau-Areals nordöstlich des Alex'. Da hatte ich mich immer gefragt, warum ausgerechnet dort so ein großes Fachgeschäft für Jäger unten drin war: Hubertusjagd?! Wahrscheinlich war das erst nach der Wende dort eingezogen. Oder sie hatten es extra für Erich Honecker dort hingestellt. Einfach nur als Kulisse – oder wenn er sich schnell noch einen neuen Hinterlader holen wollte, bevor es raus in die Schorfheide ging. +++ Naja. +++ Die Fotos heute, das war am Jahrestag von Fukushima neulich. Atomkraft, nein danke! Jedenfalls war das ein schöner Tag, und ich bin in der S-Bahn ein paar Mal zwischen Alex und Friedrichstraße hin und her. Wollte da etwas Bestimmtes fotografieren. Und wie wir so in den Bahnhof Alexanderplatz einfahren – man hat da kurz eine atemberaubende Perspektive auf sozialistische Moderne. Jedenfalls fotografiere ich grad, was das Zeug hält, klick, klick, klick. Und dann höre ich da so einen kleinen Wichser von überheblichem Jugendlichen, wie er da doof herum sitzt und gelangweilt zu seinem Kumpel sagt: "Ahhh, erstmal schön den Kaufhof fotografieren!" Um ein Haar hätte ich gefragt, ob er überhaupt weiß, wen er da vor sich hat. +++ An dem Pommes-Imbiss in den S-Bahnbögen jedenfalls, ich holte mir da irgendetwas zum Reinwürgen und setzte mich draußen hin. Und statt der obligatorischen Spatzen marodierten da Scharen von Staren um die Tische herum. Das läuft jetzt wieder auf eine Vogelbeobachtung hinaus. Und während ich noch darüber nachsann, dass die Schnäbel der Stare ganz schön furchteinflößend wirkten. Und dass man da mal einen Film machen müsste. Wo so ganz normale Vögel Menschen angreifen, und dann machen sich alle ins Hemd. Während ich so darüber nachdachte, da stürzten sich auch schon schwarze Krähen von oben auf die Tische hinab. Und ich sage Ihnen ganz ehrlich, dagegen sahen die Stare wie Ponyhof aus. +++ Okay, das Bild heute – irgendwie breche ich mir da schon seit Wochen einen dran ab. +++ Stare sind ja sehr schön – im weitesten Sinne Stars!

Überschrift inspired by: Delicious Doughnuts | Rosenthaler Ecke Auguststraße | 1993 – bis 2012 (ohne Gewähr)
Überschrift also inspired by: Honeckers letzter Hirsch – Jagd und Macht in der DDR © Helmut Suter/be.bra-Verlag Berlin, 2018
Bildunterschrift inspired by: Wie ein Spatz am Alexanderplatz © Joachim Ringelnatz/be.bra-Verlag, 2017
Lyrics: On Hold © The XX, 2013

Freitag, 23. März 2018

Schiffszwieback / Flattern und Flimmern.



Pflegeheim für Senioren © Kai von Kröcher, 2018



































Die Wölfe kratzen an der Tür, alles so leicht. +++ Das da im letzten Post neulich, das war ja schon harter Tobak. Das erinnerte mich irgendwie an einen Abend im – wie hieß der Laden August- Ecke Rosenthaler Straße damals? Ich will immer sagen: Boogaloo Shop, aber das war ja 'ne Band. Vielleicht komm' ich noch drauf. Wir waren zu dritt, der Schauspieler Thomas S. und der, zu der Zeit, glaube ich, Chefredakteur der Bild am Sonntag damals. Kurt Cobain war gerade erst kürzlich gestorben, wir schrieben das Jahr '94. Und sprachen darüber, welche Bedeutung er wohl mit ein paar Jahren Abstand haben würde. Ich war da eher skeptisch, und als Beleg meiner These wollte ich von der jungen Bedienung wissen, was sie von Sid Vicious so halte – von dem hatte sie dann auch noch nie was gehört. +++ Die Ausstellungseröffnung ist jetzt übrigens noch einmal, dafür aber nun endgültig, um einen Tag verschoben worden – und zwar auf den 7. April abends um sieben! +++ Nee, aber noch einmal zurück zu dem letzten Post: Als wir da im Boogaloo Shop saßen – das hieß definitiv anders –, da sprachen wir nicht nur über den Sid und den Kurt. Irgendwann kam nämlich das Thema darauf, ob man zu Schwarzen – ich glaube, es ging um Schwarze in L.A. oder New York, das ist wirklich schon lange her. Oder andersrum: Wenn Schwarze in L.A. oder New York sich selbst gegenseitig 'Nigger' nennen – ob das jetzt provozierend oder politisch oder freundlich gemeint ist – ob das dann jedenfalls in Ordnung ist, wenn auch so weiße deutsche Mittelschichtspfeifen wie wir sie ebenfalls 'Nigger' nennen. Die Diskussion damals ist regelrecht hochgekocht, und am Ende schmiss einer der beiden im weitesten Sinne das Handtuch und verließ wutenbrannt den Laden. +++ Und das war – ich bin ja doch immer so 'n altes Harmonieschwein – das war beim letzten Post neulich nämlich der Plan: Dass da jeder für sich selber mal kurz drüber nachdenkt. +++ Wie hieß denn der Laden bloß noch – im vorderen Raum saß man an so Tischen, und durch den Durchgang nach hinten gab es eine Tanzfläche mit DJ-Pult in der Ecke, Alleinstellungsmerkmal, und alles im Neuziger-Jahre-Berlin-Mitte-Style – ich mochte das damals sehr gern. +++ Bei dem Casper-Song (oben) dachte ich erst, er sei da von meinem Vorhofflimmern und Vorhofflattern im letzten Sommer inspiriert worden, doch in dem Song geht es gar nicht um mich. +++ Das Bild heute, das ist das Altenpflegeheim in der Böckhstraße mit (hoffentlich) letztem Schnee. +++ Ach, Mist, ich wollte noch erzählen, abends an meinem Geburtstag, da war ich mit der Holsteinerin des Herzens im neuen Kino am Zoo. Ich hatte schon vorher gesagt, ich hätte noch nie einen Scheißfilm mit Josef Hader gesehen. Und am Ende bin ich zwischendurch nicht mal aufs Klo gerannt, obwohl sich schon bei der Werbung ein hirnlähmender Druck ankündigte. Und der Hader, ich bin da jetzt nicht so der versierte Filmkritiker. Aber der kriegt das irgendwie jedesmal hin, dass er in keine der überall aufgestellten Kitschfallen hineintritt. +++ Das schwierigste Wort im Holländischen ist – laut dem Haderfilm jedenfalls – der niederländische Ausdruck für "Schiffszwieback", und auch bei den Witzen tritt Hader in keine der aufgestellten Klischeefallen, aber egal. +++ Google übersetzt 'Schiffszwieback' übrigens mit 'Halletje', aber im Film war das Wort wesentlich spektakulärer...

Überschrift inspired by: Arthur & Claire (mit Josef Hader, Hannah Hoekstra) © D/A/NL 2017
Überschrift also inspired by / Lyrics: Flackern, Flimmern © Casper, 2017
Esposizioni quadruple, Date an Artist | Vernissage | 7. April | 19:00 Uhr | RIOGRANDE | May-Ayim-Ufer 9 | 10997 Berlin

Samstag, 17. März 2018

Tabak waren / No Fuel left for the Pilgrims.



Waren/Müritz © Kai von Kröcher, 2017

Austin/Texas © Bastian Günther, 2018

Bikini/Berlin © Kai von Kröcher, 2018









































































Da geht der Punk ab. +++ Einer meiner frühen Lieblings-Cartoons von Fil damals, wo einer, so'n ziemlich runtergerockter Typ. Wie man sich selber früher manchmal gefühlt hat, gerade so aus dem Bett geschält: Haare zerzaust, miefige Grauschleierklamotten. Der runtergerockte Typ jedenfalls geht in einen Tabakladen – was heute der Späti ist, den gab es ja damals noch nicht. Der geht in den Laden und sagt, erstmal Kippen oder so. Und der Spätiverkäufer, eine gewitzte Berliner Type, der nimmt ihn irgendwie auf die Schippe, nimmt ihn mit raus vor die Tür. Zeigt auf die Leuchtreklame über dem Laden: Tabakwaren. "Seh'n Se, junger Mann: Tabakwaren – nicht Tabak sind!" +++ Wie kam ich jetzt drauf? +++ Genau, ich hatte das Foto da oben neulich wiedergefunden, das war auf dem Weg zu Frankys Hochzeit letzten August: Benzin waren, no fuel left for the pilgrims – Tanke in Waren an der Müritz, ein strahlender Vormittag! +++ SHELL TO HELL: Das Bild schickte ich dann dem Regisseur Bastian Günther nach Austin/Texas, im Sommer dreht der da einen neuen Film. Hauptrolle Tukur mal wieder, mehr weiß ich nicht. +++ Okay, er schickte dann pingpongmäßig ein Foto zurück, aufgenommen spontan mit dem Handy. Bei denen war gerade irgendein Wahltag ("Primaries") – und die Wahlkabine anscheinend bei Randalls im Supermarkt. +++ Ich habe ja jetzt mehr Facebook-Persönlichkeiten als Trumpi-Boy, der US-Präsident – ich wette, der ärgert sich schwarz! +++ Gestern am Abend besuchte ich die argentinische Techno-Sängerin Yasmin Gate. Die hat ja neulich einen Uhu zur Welt gebracht: den kleinen Buben Alois! Ich quälte mich ein bisschen mit dem leeren Kinderwagen in der engen Haustür herum, da steckte ein junger Kanake neugierig den Kopf von der Straße herein. Ob er ins Haus will, fragte ich ihn, aber er meinte, er will mir nur helfen. Hob vorne den Wagen mit an, doch trotzdem blieb es zu eng. Da kam ein zweiter Kanake hinzu, der meinte, man könne doch auch noch den anderen Türflügel aufmachen, da hatte er natürlich recht. +++ Okay, allein jedenfalls hätte ich mir ziemlich einen da abgebrochen. Endlich draußen auf der Straße sagte ich 'danke' – der eine meinte, nichts zu danken. Der andere grinste und meinte: "So sind se, die Kanaken!" Zum Abschied hob ich die Hand, dann schob ich ab: "Tschüs!" +++ Ach so, genau: Gestern am Mittag, im Bikini-Haus drüben, schoss ich das Bild mit dem Bild mit dem "Amischlitten" – sagt man das heute noch so?

Überschrift inspired by: Menschlich gesehen (in: Die ulkigsten Kommigz) © FiL, 1987
Überschrift also inspired by: No Fuel Left for the Pilgrims © D-A-D, 1989
Lyrics: Da geht der Punk ab © Yasmin Gate, 2014

Mittwoch, 14. März 2018

Fun Boy Three / Über den Kitsch zur Kunst.

Frühling zwischen Friedrichstraße und Alex © Kai von Kröcher, 2018

Friedrichstraße © Kai von Kröcher, 2018

Straße des 17. Juni © Kai von Kröcher, 2018

Bahnhof Friedrichstraße mit Dom © Kai von Kröcher, 2018









Let me kick it like it's 1986, now+++ Muskelkater vom Putzen – was ist denn hier los?! +++ Okay, die Geschichte heute hier, ich an Ihrer Stelle würde nicht wieder gleich abschalten. Auch wenn ich zuallererst loswerden möchte: der Eichelhäher ist wieder da. +++ Ich würde dranbleiben, eine Menge Schadenfreude steckt drin in dieser Geschichte. Sie fängt an, etwas behäbig, mit einem Spaziergang neulich am Grunewaldsee. Ein paar Menschen mit Hund, Frühling liegt zaghaft über den Wipfeln, auf dem See liegt noch Eis. Später ein heißer Kakao, ein Stück Käsekuchen im Jagdschloss Paulsborn. +++ Egal. +++ Clayallee in den Bus, Fehrbelliner Platz in die U-Bahn, freitäglicher Feierabendbetrieb. Ich stehe so da, halte mich an der Stange fest, lasse den Blick feierabendlich entspannt schweifen. Verfange mich in einem Paar bernsteinerner Augen. Eine Frau um die dreißig bohrt sich in mich. Chemische Prozesse spielen sich ab. Klappen Sie Ihren Laptop ruhig zu, wenn Sie losmüssen. Sie haben sicher auch noch andere Sachen zu tun. +++ Jedenfalls – und jetzt kommt's – die junge Frau um die dreißig hält den Blick weiter unverblümt an mich geheftet. Sagt man das so? Zeitlupenhaft öffnet sie ihre Lippen. Achtung, jetzt kommt's, sie sagt: "Möchten Sie sich setzen?" +++ Die Bilder heute: Über den Kitsch zur Kunst. +++ Aus irgendeinem Grund hatte ich den Song oben ewig lange für von Kat Frankie gehalten. Und so gedacht, wow, da hat die ja echt mal einen ziemlichen Hit hingelegt. Ist aber von Portugal. The Man, sozusagen. +++ Ich habe seit Neuestem jetzt übrigens drei Facebook-Profile.

Überschrift inspired by: Our Lips Are Sealed © Fun Boy Three, 1983
Lyrics: Feel It Still © Portugal. The Man, 2017

Donnerstag, 8. März 2018

San Suicide / In the Velvet Darkness of the Blackest Night.



Since the dog is crazy in the pan © Kai von Kröcher, 2016/2018*































"Warum gibt's nur Kunstakademien für Männer – und wir müssen zahlen?!" +++ Ja, okay, das Foto entstand am 16. September vor anderthalb Jahren, wie doch die Zeit vergeht. Vom Feeling her war es ein Spätsommertag, vielleicht sogar bahnte sich drohend ein Hitzegewitter an. +++ Vielleicht aber auch nicht. +++ An so verregneten Tagen wie gestern sitze ich gern irgendwo hinter dem Fenster, schaue raus auf die Welt. "Einsamkeit ist der Quell der Kunst." Jetzt, gestern am Nachmittag, saß ich oben im Centrum-Warenhaus hinter der Scheibe, rührte in Schokolade und sah auf den Alex hinunter. Eine Straßenbahn fuhr quer über den Platz, vorbei an dem Polizeicontainer, eine Werbebotschaft stand in fetten Buchstaben darauf: SANSSOUCI.DE – und ich dachte, nanü?! +++ Die Bildunterschrift habe ich mir von Google ins Englische übersetzen lassen – ob's einen Sinn ergibt, da müsste man die MuttersprachlerInnen unter uns fragen. +++ Bei dem Bild heute muss ich an Steve McQueen denken – und an eines meiner Lieblingsbücher: Ich sagte zu Montag: "Sie müssen sich einen heißen Sommertag vorstellen, August oder Juli, alles stöhnt unter der Hitze, und zwar einen Sonntag." +++ Die Eröffnungsrede zu unserer Ausstellung, das wird ja am Ende auch eine Art Double Feature sein – die hält jedenfalls Christian Schmidt. Unser Ex-Minister Schmidt, sorry, ich kann den gut leiden. +++ Mögen auch Sie den warmen Asphalt an Sommerabenden am Rande der Stadt? +++ Die Paula in dem Film Paula erinnert mich kolossal an die Fotografin Steinemann, she's a good friend of mine, it's true. Den Film fand ich schön, allerdings schreibt der Spiegel: "Weder genial noch gescheit, aber sehr lieblich." +++ Wenn es stimmt, was der Spiegel sagt, sind ein paar ausschlaggebende Details unter den Teppich gekehrt. Gegen Ende bleibt leider die DVD hängen. Im Kino damals war ich nicht eingeschlafen, doch erinnere ich mich nicht an den Schluss. +++ Gestern, auf dem Weg nach Charlottenburg, das ist jetzt die letzte Geschichte für heute, Coffee and Pain, hatte ich den ganzen Tag diesen Song aus Rocky Horror im Kopf. Hörte mir abends dann das ganze Album noch mal auf Vinyl Youtube an – nach all den Jahren sehr schön. +++  Take it easy, old house, whoever sleeps longer in the morning keeps longer in the evening. +++ You are such fuckers. +++ Knitted with a hot needle: Der Sanssouci-Link funktioniert komischerweise nicht, vielleicht hatte ich mich doch nicht verguckt.

Überschrift inspired by: Rocket U.S.A. © Suicide, 1977
Überschrift also inspired by: There's a Light Over at the Frankenstein Place © Richard O'Brien (Richard O'Brien, Susan Sarandon, Barry Bostwick), 1975
Bildunterschrift: Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt
Zitat: Roxane Duran als Clara Westhoff in: Paula – Mein Leben soll ein Fest sein © Christian Schwochow (Regie), D/F 2016
Irreführung der Behörden (Roman) © Jurek Becker/VEB Hinstorff Verlag Rostock, 1973
Christian Schmidt (* 1957 Obernzenn), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, kommissarischer Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur
The Rocky Horror Picture Show (w/ Tim Curry, Susan Sarandon, Richard O'Brien) © Jim Sharman (Regie), USA 1975
Take it easy altes Haus © Truck Stop, 1979
* Foto aufgenommen am 16.9.2016, Bild zusammengeschraubt am 7.3.2018

Dienstag, 6. März 2018

Ich war noch niemals in New York / Why can't I bijou.

Möwen, Kottbusser Brücke © Kai von Kröcher, 2018

Atelier der frz. Künstlerin (Hof) © Kai von Kröcher, 2018

Atelier der frz. Künstlerin (Materialverpackung) © Kai von Kröcher, 2018

Karl-Marx-Straße, nach Atelierbesuch bei frz. Künstlerin © Kai von Kröcher, 2018

Zu Haus, Wintersonnenuntergang © Kai von Kröcher, 2018

Wintervogel vorm Fenster © Kai von Kröcher, 2018

Frau des Herzens in untergehender Wintersonne © Kai von Kröcher, 2018

Gleichzeitig geht hinten der Mond auf © Kai von Kröcher, 2018

Majestätische Taube © Kai von Kröcher, 2018

Und plötzlich liegt Frühlingsluft in der, äh, Luft! © Kai von Kröcher, 2018



























































































































































































































Ich träum', ich treff dich ganz unten, der tiefste Punkt der Erde, Mariannengraben, Meeresgrund. +++ Im Literarischen Quartett, der Sendung im Fernsehen. Da sprachen sie neulich abends über ein Buch, Prawda hieß das, von Felicitas Hoppe. Eine Frau, die sie "Frau Dorn" nannten, vielleicht Thea Dorn, die Schriftstellerin. Die hielt eine beinahe schon Laudatio auf das Buch, Begeisterung glänzte in ihren Augen. Alle anderen drei in der Runde, das stellte sich anschließend heraus, fanden das Buch unter aller Kanone. Dass er es schon mal gar nicht ausstehen kann, sagte der eine, wenn Autoren, wenn ihnen nichts mehr einfiele, dass sie dann Träume ihrer Figuren erzählten. Das kann ich auch nicht leiden, dachte ich nur, meistens überspringe ich diese Passagen. +++ Auch Sie werden sich sicher gefragt haben, warum fährt der extra nach Schöneberg – um eine Paprika zu kaufen! Natürlich Quatsch, das wird so ums Jahr 2007, 2008 herum gewesen sein, und es waren am Ende Limetten. Man vergisst ja gern einmal, dass ich nicht schon als Künstler und Privatiér auf die Welt kam, dass ich früher u.a. einmal Wirt einer Szenegaststätte der Herzen gewesen bin. +++ Sonntagfrüh, ich war kurz draußen zum Atmen. Eine strahlende Sonne schien auf Flaneure und Schlittschuhläufer auf dem Eis. Auf dem Urbanhafen. Am Ufer, eine junge Frau mit deutschem Akzent zu einer Handvoll anderer junger Frauen: "I think it's a little bit New York here." Oder so. "Yes", meinte da eine andere, schwenkte prüfend den Kopf, blieb mit dem Blick auf meiner Hauswand kleben: "That's true." +++ Kurz darauf kam der schlechteste Special-Effects-Mann der Welt um die Ecke, der hat schon mal Blondie fotografiert und den Itschie-Bob: "Katinka, kommst du jetzt her, komm jetzt her!" +++ (Katinka = Hund) +++ Felicitas Hoppe jedenfalls, der Name sagte mir nichts, ich kenne nur Rolf: In einer meiner Komparsenrollen früher war ich in einer Szene Gerichtsreporter. In einem Pulk mit anderen Mediengeiern musste ich neben Rolf Hoppe einen Gerichtsflur hinunterlaufen und ihn mit Fragen belästigen: "Herr Sowieso, Herr Sowieso! Wie war denn das nun mit dem Dings und dem Dings?!" Und war dann merkwürdig irritiert, dass Rolf Hoppe nicht auf meine Fragen reagierte. +++ Mutzelputzel zum Beispiel, meine Freundin Anfang der Nuller. Die schwärmte, das stellte sich zufällig heraus. Aus irgendeinem Grund erzählte sie mir, wie toll Marianne Hoppe sei. Ich sagte, ich kenne nur Rolf Hoppe, mit dem habe ich schon gedreht! Sie sagte, ich solle sie mit meinem Rolf Hoppe in Ruhe lassen – dabei kannte ich Marianne Hoppe insgeheim selbstverständlich, tolle Frau! +++ Apropos Künstler und Privatiér: Ich würde mich glücklich schätzen, wenn Sie sich den 6. April vormerken, da eröffnet meine kommende Ausstellung. Heute genau in einem Monat. Da stelle ich Bilder aus aus meiner Serie Esposizioni quadruple – gemeinsam mit Carsten Klindt, der zeigt ebenfalls Fotos. +++ Dazu sicherlich später mehr. +++ Apropos: Die Berliner Künstlerin aus Lyon, Cécile Dupaquier – sie eröffnet heute um sieben ihre Ausstellung fug(u)e, und zwar im Frauenmuseum in der Kommunalen Galerie Wilmersdorf, U-Bhf. Fair-Berliner-Platz. +++ Neulich träumte ich von Blixa Bargeld, der war ganz sympathisch: Graf Tati und Artists on Horses-Gitarrist Manzur Kargar trieben sich auf irgendeinem Gelände herum, sie waren mit Blixa zum "Jammen" verabredet. Ich lungerte um die beiden herum in der Hoffnung, dass Blixa kommt und mich nett findet – und dann sagt, mach doch mit! +++ Die Ausstellung übrigens, das wird nicht das Museum of Modern Art in New York sein. Aber zumindest ein erster Schritt: Ein höherklassiges Restaurant direkt an der Oberbaumbrücke. Die Location mit einer der grandiosesten Aussichten Berlins. Aussicht im Sinne von View. Aussicht aber auch im Sinne von, dass das erst der Anfang ist. Aussicht auf mehr, sozusagen. Und auf Meer, weil direkt an der Spree. +++ So isser, der Schmidt! +++ P.S.: Am Sonntag waren wir noch auf dem Eis – mit etwas Umsicht konnte man einmal den Hafen schön überqueren, gestern begann es zu tauen. +++ Bruno taut, der alte Kalauer... 

Überschrift inspired by: Ich war noch niemals in New York © Udo Jürgens, 1982

Überschrift also inspired by: Why Can't I Be You © The Cure, 1987
Lyrics: Stella Maris © Einstürzende Neubauten feat. Meret Becker, 1996
Prawda (Roman) © Felicitas Hoppe, 2018
I Wanna Be Your Dog © der Itschie-Bob und die Stooges, 1969
fug(u)e | Cécile Dupaquier, Clara Brörmann | Kommunale Galerie | Hohenzollerndamm 176 | Fehrbelliner Platz | 19:00 Uhr
Esposizioni quadruple | Fotoausstellung | RIOGRANDE | May-Ayim-Ufer 9 | Kreuzberg | Eröffnung am 6. April
Bruno Taut, Architekt (*1880 Königsberg †1938 Istanbul), u.a. Hufeisensiedlung, Onkel Toms Hütte